Kirchenmusik

 

„Wer nie Zeit hat zum Singen,

dem wird auch nie beim Singen Zeit geschenkt.“ [1] 

 

An einem Abend jede Woche treffen wir uns im Gemeindesaal und schenken einen Teil unserer Lebenszeit dem gemeinsamen Singen.

Wir nehmen uns wahr im Tönen unseres Leibes und wir verfeinern unsere Aufmerksamkeit gegenüber unseren Mitmenschen. Auch erfahren wir deren Wertschätzung, wenn wir teilhaben am Schwingen eines größeren klingenden Leibes.

Wir singen Worte des Glaubens, die Menschen verschiedener Zeiten und Kulturen in ihren jeweiligen Lebensumständen aussprachen und lassen an ihnen unseren eigenen Glauben wachsen, sich reiben und reifen.

„Jeder, der sprechen kann, kann auch singen“ [2] – und so ist jeder, der den Klang seines Leibes wecken und pflegen will, von ganzem Herzen eingeladen teilzuhaben. In heiter-gelassener Probenatmosphäre wird jede Stimme ihre Lage und die richtigen Töne finden; und sollte ausgerechnet die Deinige sich scheinbar verlaufen haben, so wird sie sich gewiss in einer geduldigen Suche zu zweit auf den rechten Weg führen lassen.

Denn: niemandem soll es verwehrt sein, zu erleben, dass eineinhalb singend verlebte Stunden mehr sein können als neunzig abgelaufene Minuten.

 

  



[1] Vgl. Christa Reich, „ … davon ich singen und sagen will.“ Überlegungen zum Verhältnis von Musik und Evangelium,  in: Hermann Kurzke, Hermann Ühlein (Hrsg.), Kirchenlied interdisziplinär. Hymnologische Beiträge aus Germanistik, Theologie und Musikwissenschaft, Frankfurt a. M. 1999, S. 113

[2] Vgl. Michael Betzner-Brandt in der Einleitung zu „Chor kreativ. Singen ohne Noten“, Kassel 20142